Berlin 2014 – mein fotografischer Rückblick
Berlin ist eine große Fototapete. Beim Sightseeing durch Deutschlands einzige Metropole zückt jeder Tagestouri die Kamera und drückt ab. Brandenburger Tor, Funk- und Fernsehturm, Bellevue und Alex, Reichstag und Museumsinsel. Abseits davon wird es unbekannter und auch urbaner. Berlin zeigt dann alle Facetten der Gesellschaft, zeigt Gesichtsverlust und Schönheits-OP.
Bild oben: Zwei junge Menschen am Sowjetischen Ehrenmal im Treptower Park. Die junge Frau posiert, der Soldat kniet nieder und ihre Begleitung sucht den besten Punkt fürs Foto. Ich glaube, es waren Spanier.
Ostberlin. Echtes Statement oder Krümelkacke? Als ich 1986 erstmals hier „abstieg“, war Ostberlin eine graue, aber spannende Großstadt. Hier war mehr los, als im Rest des Landes. Und das ist bis heute so.
Die Straße des 17. Juni als Teil der großen Ost-West-Achse ganz autofrei. Die heutige Breite erhielt sie im Zuge des geplanten Umbau Berlins zu Hitlers Welthauptstadt „Germania“.
Symbolträchtiger Reichstag: „DEM DEUTSCHEN VOLKE“ entrückt hinter Absperrzäunen und frei nach dem Motto: „Schaut nach oben – wir sind für euch da.“ Menschen tragen ihren Unmut auf die Straße, die Politik „verurteilt“ und verteilt „Schandpunkte“. Die Frage ist: Wer hat hier eigentlich wen gewählt? Und warum? Hoffen wir mal auf den Mut der Strasse, denn frischer Wind scheint nötig.
Mutter und Kind am Fuße des Pergamonaltars. Der junge Mann konnte das Interesse Mamas nicht teilen und „bockte“ lange Zeit einsam da unten herum. Zu hoffen bleibt, dass er sich nicht ärgert: Immerhin ist der Pergamonaltar bis voraussichtlich 2019 (!!!) geschlossen.
Ein weißes Fahrrad erinnert an einen tödlichen Unfall. Berlin ist nicht gerade eine Hochburg für Radfahrer. Auf der Senatsseite liest man: „Ein engmaschiges Netz von Radwegen und mehrere Radrouten sorgen für ein attraktives Angebot für Radfahrer in Berlin.“. Hm.
Wer durch Berlins Laubenkolonien wandert, entdeckt neue, reizvolle Wohnlagen und betrachtet den Begriff „Eigenheim“ vielleicht ganz neu. Kleinsthäuser mit riesigen Anbauten oder umgerüstet auf winterfest. Und ja, dort wohnen tatsächlich Menschen!
Für zahlreiche „Neubürger“, vor allem aus den EU-Ländern Rumänien und Bulgarien ist es nunmehr zur schönen Tradition geworden, sämtliche Müll- und Papptonnen im Kiez auf der Suche nach Verwertbarem strategisch zu durchwühlen. Das Märchen vom „Fachkräftemangel“ (und wie man diesen bezwingt) treibt eben wundersame Blüten.
Liefereingang des ehemaligen Kulturhauses „Ernst Schneller“ in Niederschöneweide. Was der Künstler mit seiner Aufforderung „Einfach lassen“ meinte, bleibt offen. Das inzwischen gänzlich kulturlose Haus bietet noch ein paar freie Flächen, um sich grafisch zu verewigen
In Berlin wird gebaut. Überall dort, wo noch Platz ist. Und das ist nicht immer gut so. Ganze Kiezecken werden langweilig aufgehübscht und Alteingesessene müssen verschwinden. Am Ende bekommt man im Angesicht der Kaltmieten ebensolchen Schweiß auf die Stirn. Wer will schon noch preiswert in Mitte wohnen?
Ein improvisiertes Plakat im Merkelviertel. In der Tat scheint das Licht des „SPIEGEL“ mehr und mehr zu verglühen. Zu verbreiten, was Regierungssprecher erzählen und alle anderen gleichfalls schreiben, hat mit investigativem Journalismus nicht mehr viel zu tun.
Mein Jagdhund „Donna“. Ist sie nicht wundervoll? Naja, abgesehen von endlosem Röcheln auf Wildschweinfährte, dem Anblaffen fremder Hunde sowie einem geladenen Dauerakku ist sie schon sehr entspannt. „Donna“ wird garantiert in diesem Leben kein Hund mehr für Berliner Fußwege.