Kulturhausland ist abgebrannt

Im Treptower Ortsteil Niederschöneweide befindet sich unmittelbar an der Spree ein surreal wirkendes Bild aus alter Industrielandschaft, wuchernden Gehölzen und einem verrammelten Ex-Kulturhaus. Seit vielen Jahren passiert hier bis auf einige Brände, Sprayeraktionen oder Fotosafaris nicht viel. Dabei gab es mal richtigen Industriekrach und Leute mit ihren Veranstaltungen.

Der verbrannte Saal des Kulturhauses im Jahre 2014 mit eingefügtem Foto von 1956
(Bundesarchiv, Bild 183-36887-0001 / CC-BY-SA)

Der VEB Berliner Metallhütten- und Halbzeugwerke (BMHW) wurde zum 1. Januar 1951 aus den 1949 verstaatlichen Betrieben VEB Hüttenwerk (vormals Hüttenwerke Kayser AG), VEB Berliner Halbzeugwerk und VEB Sonderbronze (vormals Admos – Allgemeines Deutsches Metallwerk GmbH) gegründet. Er war dem Ministerium für Schwerindustrie der DDR direkt unterstellt und wurde 1970 in den VEB Mansfeld Kombinat „Wilhelm Pieck“, Eisleben, eingefügt.

Der VEB BMHW beschäftigte bis zu 2300 Mitarbeiter, die mehrheitlich im Dreischichtbetrieb arbeiteten, unter anderem um den Dauerbetrieb und die optimale Auslastung der Hoch- und Schmelzöfen zu gewährleisten. Die Produktion wurde nach dem Beitritt der DDR zur BRD im Jahre 1990 eingestellt.

Seit den 1950er Jahren gab es übrigens auch ein Kulturhaus mit Namen „Ernst Schneller“. Dort fanden regelmäßige Veranstaltungen, wie Feiern zum „Tag des Metallurgen“ oder zur Verleihung der Auszeichnung „Aktivist der sozialistischen Arbeit“ und Jugendweihen statt. Inzwischen feiert hier niemand mehr, wahrscheinlich nicht mal das Getier, was hier in jeder Ecke herumraschelt.

Das Gebäude ist ausgebrannt, abgefackelt und „Zeitzeugen“ der frühen Neunziger liegen hier herum: Plakate, Tassen, Flaschen, Zeitungen. Damalige Verheißungen eines künftigen Dauerevents, was keines wurde.

Als ich aus dem ehemaligen Kulturtempel herauskomme, treffe ich Erika, eine abgewrackte Mittfünzigerin, die hier irgendwo auf dem Gelände pennt. „Machst Fotos?“ … „Klar“ sage ich und frage sie: „Wie gehts denn so?“ … „Det muss“ sagt sie. Sie hat wohl mal hier gearbeitet, damals zu DDR-Zeiten. Nach der Wende verlor sie ihre Arbeit, kam mit dem „neuen Westscheiß“ nicht mehr klar.

Als sie mir vom Feiern und Saufen im alten Kulturhaus erzählt, merke ich, dass sie zumindest noch immer säuft. „Ick suche en Käfig für meine weißen Mäuse, verstehste?“ … „Tolle Viecher sind das“ … „Haste nich sowas, oder?“. „Ich habe nur zwei Hunde und deren Käfig hat Klingel und Namensschild.“ Erika grinst, winkt ab und geht wieder zurück in die Büsche …

Quelle: Privat, Wikipedia

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