Berlin 2015 – mein fotografischer Rückblick

2015 war ein durch und durch politisches Jahr. Mitten in der Merkelkrise wurde durch jene selbst im Herzen der Hauptstadt zu Solidarität und Hilfsbereitschaft aufgerufen. Sollte dieser Aufruf ab sofort auch für Berlins Arme gelten? Dann wird ja alles gut. Darüber hinaus hatten wir ja noch die quasi Aufkündigung der deutsch-russischen Freundschaft. Fahre öfter durch Karlshorst und kann das als Ostberliner nicht ernst nehmen. Eines bleibt allerdings: Berlin ist spannend, verändert sich ständig und bietet nahezu an jeder Ecke tolle Fotomotive.

Bild oben: Will der Mann nichts sehen, beobachtet er pausenlos oder rennt er bereits mit dem Kopf durch die Wand? Ausgerechnet am Berliner „Collegium Hungaricum“ steht er. Designer Ervin Hervé-Lóránth jedenfalls scheint eine Interpretation zur Figur offen zu lassen. Interessant ist auch die Lage: Täglich kommen hier Studenten der Humboldt-Uni, Gorki-Theater-Leute nebst Publikum und Besucher der Museumsinsel vorbei – selbst die merkelsche Kanzlerwohnung liegt in unmittelbarer Nähe.

Auch in Berlin wird gesoffen, dass sich die Flaschen beulen. Oft sind die Trinker schon längst weg, da stehen die gläsernen Zeugen noch immer da. Und wenn sie reden könnten, würde manch Suffgeschichte längst nicht so legendär erscheinen, wie aus dem Maule des Säufers selbst. Um mein Dauerlächeln im Marketing-Job zu relativieren arbeitete ich eine Zeit lang ehrenamtlich in einer Einrichtung für „nasse Alkoholiker“. Diese menschlichen Abgründe kannte ich bis dato noch nicht wirklich. Reichte mir dann auch irgendwann.

Zeitungen lesen ist eintönig und deshalb langweilig. Mit Ausnahme weniger Blätter steht überall der gleiche, angepasste Müll geschrieben. Die Unterschiede bestehen in Layout und Farbe. Und schon entwickelt sich bei mir ein Blick dafür, was man mit den vielen Inhaltsleichen so alles anfangen könnte: Ein Ersatz für Bäckertüten etwa oder – wie im Bilde zu sehen – eine Ummantelung unansehnlicher und grauer Betonteile. Verblüffend, dass man sofort nach Farbflecken oder Buchstaben Ausschau hält.

Ein Mann betrachtet Einschüsse aus der Schlacht um Berlin gegen Ende des letzten Weltkrieges. Zwar wurden die meisten Löcher Berlins inzwischen geflickt, doch vielleicht scheint das Thema Krieg gerade deshalb den momentan Regierenden aus dem Sinn. Ob Ukraine, Syrien oder Masseneinwanderung: Deutschland zündelt wieder mit und macht den gut erzogenen USA-Dackel. Unser aller Goethe: „Unsre modernen Kriege machen viele unglücklich, indessen sie dauern, und niemand glücklich, wenn sie vorbei sind.“

In Berlin gibt es ja immer abgedrehte Ideen, zumindest werden sie als solche verkauft. Dabei braucht es das gar nicht ständig. Da ist etwa jener Typ, der alle paar Tage mit dem Boot von einem Ufer der Spree zum anderen wechselt. Was ist daran besonders? Für ihn sicher nichts, denn er kauft einfach im Discounter ein. Boot festgemacht, aussteigen, einkaufen und wieder nach Hause auf die andere Seite. Das findet selbst die „Netto-Gang“ gut, die sich immer mal wieder als Empfangskommando positioniert.

Endlich kommt sie: Die Spreebrücke zwischen Schneller- und Rummelsburger Straße. 2016 soll sie fertig und damit der tägliche Dauerstau zu Ende sein. Was war das immer für ein Gegurke, um auf die andere Seite zu kommen. Gerade morgens konnte man da schon mal eine Stunde länger einplanen. Nun muss die Brücke nur noch halten, was die Planer versprachen.

Auf Fischkonserven-Erholung inmitten schwitzender Körper kann ich gut verzichten. Glücklicherweise bietet Berlins Umland noch ein paar Möglichkeiten, wirklich Ruhe zu genießen. Wer ein paar Meter mehr zu fahren bereit ist, der wird mit dem einen oder anderen kleinen Idyll belohnt. Und dann ist einfach nur noch Ruhe.

Auf einer Industriebrache entdeckte ich ein paar „entsorgte“ Bienenvölker. Gemeinsam mit der zuständigen Berliner Imkerei wurde schnell klar, wem die Kisten voller Bienen gehörten: Na? Richtig, einem anerkannten Biolandbetrieb (westerhoff-imkereibetriebe.de). Das die aus den USA stammende Methodik der „Bienenverschickung“ zu deren Aussterben beiträgt, wird man im – auf Profit gebürsteten – „Biobetrieb“ sicher selbst wissen.

Das unser „Sommermärchen“ 2006 durch Kungelei und Bestechung zustande gekommen sein soll, hat mich natürlich völlig überraschend vom Hocker gehauen. Nie und nimmer hätte ich das geglaubt. Ich war überzeugt, Deutschland sei der Natur, der Menschen und der schönen Fussballtempel wegen auserkoren worden. Das sich dann nach langer Zeit „Aufklärer“ finden, die ein öffentliches „Ich bin betroffen“ anstoßen, hat rein gar nichts mit Heuchelei oder Doppelmoral zu tun. Töchterchen hat indes schon mal die Luft aus dem Thema gelassen.

Bislang meinte ich immer, Integration geht nur, bis der Döner eingepackt und das Geld in der Kasse verschwunden ist. Oder über den Magen. Oder die Tagesschau. Das es generell super funktioniert, sieht man allerdings hier beim Döner um die Ecke. In der Etage darüber wurde sogar die Deutschlandfahne gehisst. Mehr davon!

Dieses Auto war zumindest schon einmal sehr ordentlich geparkt. Die Profiltiefe der Reifen schien in Ordnung. Vielleicht braucht es lediglich mal eine Intensivwäsche für nen knappen Zehner. Andere Problemchen kann ich allerdings bei bestem Willen nicht erkennen.

„Tischtennis hier für die ganze Familie / Schnupperkurse für Kinder“ steht auf einer Tafel vor der Sporthalle in der Kepplerstraße. Bis vor kurzem war das auch völlig ernst gemeint. Dann beschlagnahmte der Senat die Halle und will dort nun Menschen einquartieren, die für das Paradies zu Lebzeiten durch sichere Drittstaaten zogen. Als Ex-Handballer wusste ich ohnehin schon immer: Tischtennis wird stark überbewertet!

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